Ein Jahr Womo-Reisen – Wir wollen das AUCH! – Die Schule!
Einfach losfahren und endlich mal alles ansehen, von dem man schon immer geträumt hat – wollt ihr das auch? Wir haben die typischen ersten Fragen beantwortet und beschäftigen uns heute mit *tataaaa* der Frage nach der lieben SCHULE.
Hallo ihr Lieben,
heute nun beschäftigen wir uns mit Teil III der Mini-Serie zu unserer „Frage-Runde rund ums Womo-Reisen“. Es dreht sich heute um die mitreisenden Kinder und die damit zur Debatte stehende deutsche Schulpflicht.
Frage 3: „Boah ihr habt diese tolle Reise gemacht. – Ich will das ja auch schon immer mal machen. Wie habt ihr das nur gemacht mit den Kindern? Und der Schule? Wie soll das denn gehen?!“
Tja, wir haben seit einigen Jahren viel Kontakt zu „Reise-Familien“, und lasst euch gesagt sein, es gibt mindestens so viele Wege, wie es auch Familien gibt. Es gibt nicht „DIE EINE LÖSUNG“. Jede Familie ist unterschiedlich, jeder hat andere Voraussetzungen, andere Ansprüche, andere Wünsche.
Die Skala reicht von kompletten „Aussteigern“ und dauerhaft reisenden „World-Schoolern“ bis hin zu denen, die eine Ausnahme-Genehmigung ihrer Schule vor Ort erhalten haben und teilweise in ständigem Kontakt mit den Lehrern stehen und quasi „Unterricht unterwegs“ betreiben. Keine dieser Varianten möchten wir bewerten, es sind einfach zu unterschiedliche Situationen, und von daher kann man darüber unserer Meinung nach auch kein Urteil fällen. Wichtig ist im Falle des Wunsches nach einer längeren (oder dauerhaften) Reise-Zeit mit der Familie letztlich folgendes:
Seid euch bewusst: es ist MÖGLICH. Es finden sich Wege. Eine Voraussetzung dafür ist erst einmal: ihr müsst das wollen! Und eure Kinder auch! Das klingt erst einmal platt, trägt aber viel Wahrheit in sich. Denn wer einen solchen Weg einschlagen will und sich aber gar nicht sicher ist es überhaupt wirklich so leben zu wollen, der wird sich über kurz oder lang mit der Umsetzung wahnsinnig schwer tun.
Also, wie haben Wir das gemacht? Wir vertrauen unseren Kindern, voll und ganz. Für uns war eine schulfreie Lösung nicht nur erstrebenswert sondern die einzig gangbare Lösung. Dafür haben wir Deutschland offiziell den Rücken gekehrt, haben unsere Wohnung aufgelöst und uns abgemeldet. Wichtig hier zu unterscheiden: Es gibt in Deutschland das Meldegesetz, dieses beschäftigt sich mit dem „Bezug einer Wohnung“ bzw. dem „Wohnsitz“, und es gibt noch den Term „gewöhnlicher Aufenthalt“. In diesem Spannungsfeld sind auch die Schulgesetze der Bundesländer formuliert, in jedem anders. Bayern zum Beispiel führt nur den „gewöhnlichen Aufenthalt“ im Gesetzestext, Sachsen hingegen sowohl Wohnsitz als auch gewöhnlichen Aufenthalt. Hier sollte man also genau schauen. Für uns gab es also keine Konflikte, da wir durch das Reisen quasi überall Touristen waren. Mittlerweile sind wir vorübergehend sesshaft in Frankreich, auch hier können unsere Kinder in Freiheit und ihrer Einzigartigkeit aufwachsen (kleiner Schwenk zu dem neuen Buch der Familie Gantenbein „Das Wahren der Einzigartigkeit“) – ohne in ein Schulgebäude gezwungen zu werden. Sollten sie das irgendwann wollen, stehen ihnen alle Wege offen. Übrigens auch in Deutschland. Jegliche Prüfung und Abschlüsse können als „Externistenprüfung“ abgelegt werden. Soviel also zur rechtlichen Umsetzung, es ist nicht leicht in Deutschland, aber es gibt auf jeden Fall Möglichkeiten, dieser Punkt sollte nie als Ausrede herangezogen werden…
Wie haben wir das praktisch unterwegs umgesetzt? Das ist leichter zu beantworten – und gleichzeitig auch schwerer… wie soll man das bloß in Worte fassen, und dann noch in einen kurzen Blogartikel? Vielleicht wäre es einfacher zu fragen, wann die Kinder nichts gelernt hätten… aber ich glaube auch da könnte ich nichts antworten… Sie lernen einfach IMMER. Einfach. Und Immer. Weil sie es wollen, weil sie es lieben, weil sie interessiert sind an der Welt. Weil sie Dinge verstehen wollen. Ganz besonders wenn wir sie nicht dazu zwingen. Unsere Kinder lieben die Natur, Tiere, alles was damit zusammenhängt saugen sie auf wie ein Schwamm. Sie können ganze zwei Tage lang in Portugal im Naturschutzgebiet auf dem Bauch liegen und versuchen Flussschildkröten zu beobachten. Dabei beschäftigen sie sich aber nicht nur mit den Tieren, sondern auch mit Zeiten (Zahlen), mit Zeichnen, mit Schreiben (muss ja dokumentiert werden), mit Fragen nach den Sternen und dem Universum (Nachtwanderung), Biologie (was der Mensch nachts sehen kann), welche Tiere nachtaktiv sind, was man in der Stille hören kann (und was nicht), warum man die Natur schützen muss (Ökologie), wo wir gerade sind (Topographie), und übrigens auch soziales Miteinander. Wir sind 6 Personen, auf knappen 5-10 qm, je nachdem wieviele Etagen Bett man mitrechnet 😉
Zusätzlich haben wir auch ein paar „normale“ Arbeitshefte für sie dabei, und manchmal arbeiten sie auch gern darin (vornehmlich nachts gegen 22 Uhr wenn man noch nicht schlafen will…). Aber sie wissen, wir zwingen sie nicht dazu. Es ist ein Angebot. Während der Reise haben wir uns immer wieder verschiedene Ziele gesucht, die uns und ihnen ein Herzensanliegen waren. Diese Highlights findet ihr auch in den Blogposts des letzten Jahres. Solche Unternehmungen wie das Stadion Bernabeu in Madrid, das Kolloseum in Rom, das Gestüt und die Vorführung der Andalusier in Jerez, die Museen in Valencia, das Whale-Watching in Tarifa, die größte Backstein-Burg Europas in Polen, das wunderschöne Astrid-Lindgren-Museum in Vimmerby… All diese Aktionen ergaben für uns die perfekte Mischung aus Natur und zwischendrin ein wenig Kultur 😉
Auch beim letzten Teil unserer Mini-Serie wollen wir euch ermutigen: es ist viel mehr möglich, als sich die meisten vorstellen können. Es kommt immer wieder auf den Punkt: WAS will ich? Was wollen wir für unsere Familie? Was ist uns wichtig? Und dann: anfangen zu träumen!! Holt euch Inspirationen!
Um genau das mit den Inspirationen noch ein wenig zu vertiefen möchte ich euch hier und heute schon eine kleine *bis jetzt geheime* Ankündigung machen: Es wird im nächsten Frühjahr einen online Familien-Reise-Kongress gegen! Hurra!!! Es wird wundertoll! Wir freuen uns sehr. Infos zur Anmeldung erhaltet ihr in den nächsten Wochen, wenn ihr euch für den Newsletter registriert habt.
Wir wünschen euch eine besinnliche erste Adventswoche!
Herzliche Grüße
Marla, Ben & Bande
PS: Because we have so many international friends reading our blog – I want to give a short summary in a few sentences: One year travelling in a camper with your family? We will answer your questions on HOW to find a way with schooling your kids. (Here you have to know in Germany there is not only a duty to learn, but the government requires all children to actually visit a school-building. You are not allowed to practise homeschooling or any other varieties.)
In the article I try to encourage people to think outside the box, or sometimes it is possible to find a way working together with the teachers of the school and taking a year off or something similar.
More questions: just ask! We will be glad to answer!
Check to register for our newsletter on the top right on the blog. See you here!
Ein Kongress! Das klingt spannend. Wir sind gespannt. 🙂
Beim Kongress bin ich dabei, wir sind auf Schnupper tour im nächsten Jahr 3 Wochen im März unterwegs. Und es fühlt sich das Leben plötzlich viel leichter an!
Hallo Martin, sehr schön! Das klingt doch wunderbar! Viel Freude beim Planen!
Inwiefern kann mir als Bewohner Bayerns die Unterscheidung „Wohnsitz“ — „gewöhnlicher Aufenthalt“ nun genau nutzen in Bezug auf die Schulgesetze? 🙂
Hallo Angelika,
tja, so einfach ist es leider nicht 😉
Wir haben das so beschrieben, weil zu diesem Thema immer wieder Fragen an uns herangetragen werden. Es ist enorm wichtig erst einmal zu differenzieren zwischen Wohnsitz und gewöhnlichem Aufenthalt. Was dann ihr als Familie damit macht ist sehr individuell. Ich kenne eure Situation nicht.
Wir wünschen euch viel Weisheit für gelungene Entscheidungen!
Herzliche Grüße,
Mareen & fam