Gastartikel Schwanger auf Weltreise

Interview mit Anne  Zietmann

Anne ist YouTuberin und Bloggerin unter anderem zum Thema Kinderwunsch. In unserem Interview verrät sie uns, warum sie schwanger mit ihrer Familie auf Weltreise geht.

Liebe Anne – kannst du dich unseren LeserInnen einmal kurz vorstellen?

Ja klar, gerne :). Ich bin Anne, 31 Jahre alt, Mama von einem 4 jährigen Sohn und aktuell schwanger auf Weltreise. Meine absolute Leidenschaft ist es, Frauen und Paaren zu helfen, natürlich schwanger zu werden und sich ihren Traum vom Wunschkind zu erfüllen. Ich selbst bin bei beiden Kindern im ersten Übungszyklus schwanger geworden, trotzdem ich Hashimoto mit einer Schilddrüsenunterfunktion und Gelbkörperschwäche habe. Mein großes Glück war, dass ich durch meine Ausbildung zur Fruchbarkeitsberaterin ein großes Wissen über natürliche Methoden zum Schwangerwerden erworben habe. Seit 2009 wende ich NFP zur Zyklusbeobachtung an und dann seit 2012 – als unser Kinderwunsch erstmals aufkam – auch zur Bestimmung der hochfruchtbaren Tage im Zyklus und ich konnte somit den optimalen Zeitpunkt für Sex zum Schwangerwerden in meinem Zyklus ermitteln. Studien zeigen, dass auf diese Weise viele Frauen sehr leicht ihre Chancen schwanger zu werden, erhöhen können. Doch das Problem ist bis heute, dass NFP einfach zu unbekannt ist. Nur 4% der deutschen Frauen kennen überhaupt NFP und nur 1% wenden die Methode tatsächlich an. Das möchte ich durch meine Online Arbeit verändern und habe daher zusammen mit meinem Partner Marcus einen Blog und YouTube Kanal gegründet, um die NFP Methode zu verbreiten. Das klappt bisher ganz gut, denn mittlerweile sind etwa 100.000 BesucherInnen pro Monat auf unserem Blog und auch der YouTube Kanal hat schon über 1000 Abos. Alle paar Tage gehen eMails mit Ultraschallbildern und positiven Schwangerschaftstests bei uns ein, was mich unglaublich glücklich macht. Vom 14. bis 24.02.2017 veranstalten wir nun einen kostenfreien Online Kinderwunsch Kongress mit über 32 ExpertInnen zum Thema Schwangerwerden, Schwangerbleiben und natürlich gebären. Mareen, du bist ja auch als Expertin dabei, was mich sehr freut. Wer Lust hat, daran teilzunehmen findet auf hier mehr Infos.

Nun hast du kürzlich komplett deine Wohnung aufgeben, um auf Weltreise zu gehen. Wie ist es dazu gekommen?

Es kommen hier zwei Dinge zusammen. Zum einen mögen Marcus und ich das Reisen sehr und wollten schon bevor der kleine neue Mensch zu uns gekommen ist, eine Weltreise machen. Dann kommt noch hinzu, dass wir die Betreuung selbst in die Hand nehmen und nicht durch eine Kita organisieren wollten. Und alle, die das mal gemacht haben, wissen, dass es mit Kindern im Winter in Deutschland schwieriger ist. Sie haben einfach kaum Räume, in denen sie sich kostenfrei bei kalten, regnerischen und matschigen Wetter aufhalten können. Und 12 Stunden beim Minusgraden draußen oder in der eigenen Wohnung verbringen – ist für mich keine gute Wahl bisher gewesen. Letztes Jahr (2015/16) waren wir schon für 5 Wochen auf La Palma über Weihnachten und Silvester im Urlaub und es war einfach großartig. Wir haben eine tolle Familienzeit erlebt, in der alle insgesamt zufrieden und glücklich waren. Somit war es unser größer Wunsch, das Reisen als Lebensmodell im Alltag mal auszuprobieren und den nächsten Winter wieder im warmen Ausland zu verbringen. Für uns machte es deshalb keinen Sinn, eine Miete für eine Wohnung in Deutschland zu bezahlen, wenn man nur ein paar Monate im Jahr in Deutschland ist. Somit kündigten wir die Wohnung in Berlin. Im selben Zeitraum wurde ich absolut gewünscht schwanger und freue mich nun auf ein Sommerbaby.

War es nicht schwer, alles aufzugeben? Und was habt ihr mit den ganzen Sachen gemacht?

Ja, ich muss schon zugeben – es war nicht leicht, sich von einigen Gegenständen zu trennen. Gerade wenn es persönliche Sachen sind. Aber ich habe bemerkt, dass es mir ohne diese Gegenstände besser geht. Es stimmt wirklich, dass Minimalismus ein Stückweit glücklicher macht, denn gefühlt 80 Prozent von dem, was ich hatte, war schlichtweg Müll oder Geschenke, für die ich leider keine Verwendung hatte. Die restlichen 20 Prozent haben wir momentan bei meiner Mutter auf dem Dachboden untergebracht, die ein großes Haus besitzt. Möbel haben wir allerdings keine aufgehoben.

Seid ihr noch in Deutschland gemeldet? Wie macht ihr das mit der Krankenversicherung?

Ja, wir sind immer noch in Deutschland gemeldet. Das mit der Krankenversicherung ist sehr unproblematisch. Man kann sich in Deutschland ja eine günstige Reisezusatzversicherung abschließen, solange man weniger als 365 Tage am Stück verreist – das heißt, immer mal wieder nach Deutschland zwischendurch kommt. So etwas kostet etwa einen Euro pro Person und pro Reisetag. Da man als Selbständige*r in Deutschland ohnehin schon sehr hohe Kosten für die Krankenkasse zahlt – merken wir diese Zusatzkosten kaum.

Und ihr finanziert die Reise komplett aus eurem Business?

Ja, das ist der Plan. Aktuell sind wir guter Hoffnung, dass wir durch unsere Business-Einnahmen auf unbestimmte Zeit weiter reisen können, da wir uns kontinuierlich steigern. Wir können uns schon im Wesentlichen finanzieren, aber wenn die Einnahmen mal schwanken, haben wir noch etwas Erspartes, auf das wir zugreifen können.

Du hast schon erwähnt, dass du dein Kind nicht in die Kita gibst. Hast du dafür Gründe?

Ja, um es kurz zu machen. Es hat für uns persönlich nicht funktioniert. Die Kitas wollten uns nicht, weil wir selbständig sind – zumindest bekamen wir das als Begründung für die Ablehnung. So versuchten wir es mit einer Tagesmutter, was trotz zweimonatiger Eingewöhnung gescheitert ist. Unser Kind hat uns jeden Tag unter Tränen mitgeteilt, dass es lieber bei uns bleiben möchte. Es wirkte auch nach dem Besuch der Tagesmutter sehr distanziert und traurig – nicht mehr so lebensfroh wie vorher. Irgendwann konnten wir unser Kind nicht mehr leiden sehen und versuchten einen Weg zu finden, Arbeit und Kind unter einen Hut zu bekommen. Wir stellten fest, dass es auch ohne Kita funktionieren kann. So teilten wir unsere selbständige Arbeit auf, sodass mindestens einer von uns unseren Sohn betreuen konnte. Außerdem fanden wir ein paar liebe Eltern in Berlin, denen es auch so ging wie uns. So trafen wir uns mit diesen Familien regelmäßig vor allem Montags bis Freitags, wenn die meisten anderen in der Kita waren. Mittlerweile sind sowohl bei den Kindern als auch den Eltern tiefe Freundschaften entstanden und wir erleben in den gemeinsamen Stunden wirklich eine tolle Zeit. Es funktioniert für unsere Familie einfach so gut, dass wir nun gar nicht mehr über eine Kita nachdenken – sondern einfach glücklich darüber sind, so wie es ist.

Doch nun seid ihr ja Weltreisende. Was ist mit euren Freundschaften und den Verwandten?

Das ist eigentlich einfacher als wir dachten. Natürlich waren nicht alle von unseren Verwandten und FreundInnen von unseren Reiseplänen begeistert. Aber schon nach kurzer Zeit haben viele vorgeschlagen, einfach mehr zu telefonieren bzw. zu skypen oder uns zu besuchen. So erwarten wir einige Besuche auf den Kanaren speziell auf La Palma, wo wir die ersten drei Monate unserer Reise verbringen. Was uns hier aber absolut verblüfft ist, dass es auf La Palma sehr viele Familien gibt – die es ähnlich machen wie wir. Gerade in der Elternzeit scheint die Weltreise mittlerweile sehr beliebt zu sein. Aber natürlich haben wir auf unser Reise eingeplant, Deutschland und unsere FreundInnen sowie die Verwandten regelmäßig zu besuchen.

Reist ihr auch mit dem Wohnmobil rum?

Nein, das ist nichts für uns. Wir haben eine Ferienwohnung und reisen mit dem Flugzeug eventuell auch mit dem Zug oder Schiff, wenn es sich anbietet. Wir lieben den öffentlichen Verkehr und fahren auch auf La Palma mit dem öffentlichen Bussystem herum. Das ist hier ganz gut ausgebaut und man kommt sehr preiswert fast überall hin – dauert nur etwas länger als mit dem Auto. Unser Sohn liebt es, dass wir für ihn während der Fahrt da sein können und seine unzähligen Fragen beantworten können.

Und die Schwangerschaft – wie geht es dir damit? Machst du Vorsorgeuntersuchungen?

Mir geht es sehr gut. Vorsorgetermine möchte ich momentan keine wahrnehmen, wenn es mir gut geht. Ich habe aber mittlerweile eine machen müssen, weil ich einen Mutterpass mit eingetragener Schwangerschaftswoche für die Flugreise zurück nach Deutschland brauchte – da ich sonst im schlimmsten Fall nicht zurück fliegen darf. Ja ich möchte keine Routine-Vorsorge mitmachen und auch keinen Ultraschall – weil ich mich durch die Untersuchungen zu sehr gestresst und verunsichert fühle, was ja dann auch nicht gut für das Baby ist. Das habe ich bei der ersten Schwangerschaft gemerkt – wo mir meine Frauenärztin – weil sie gegen Geburtshäuser war – ständig bei dem kleinsten Risiko regelrecht Angst gemacht hat. So was brauche ich nicht. Marcus und ich nehmen den neuen kleinen Menschen so an wie er ist. Das Geschlecht möchten wir z. B. auch gar nicht vorher wissen. Wozu soll ich mir dann also vorher sorgen machen und zur Untersuchung gehen – habe ich mich gefragt? Ich vertraue lieber meinem Körper, dass er Schwangerschaft und Geburt alleine kann. Um Risiken zu minimieren ernähre mich gesund und mache Yoga. Zusätzlich kann man viele Dinge, die in der Vorsorge passieren selbst machen – wie zum Beispiel den Bauch abtasten, das Gewicht kontrollieren etc. Ich lasse aber regelmäßig meine Schilddrüse untersuchen, da ich Hashimoto habe, aber ansonsten fühle ich mich gut und möchte meine Schwangerschaft und Geburt möglichst ungestört erleben und genießen.

Welche Orte möchtest du noch gern bereisen?

Nun in Europa interessieren uns vor allem die warmen Länder wie Portugal, Italien, Griechenland oder Spanien. Im Sommer möchten wir auch mal gern Kroatien, Rumänien und Ungarn besuchen. Aber uns reizt es sehr, auch mal nach Südostasien, Südamerika und Australien oder Neuseeland zu reisen. Das wäre schon sehr aufregend. Es liegt noch viel vor uns, wir freuen uns darauf.

Wo möchtest du dein Kind zur Welt bringen?

Das steht noch nicht fest. Ich lasse es auf mich zukommen. Wir haben gelernt, alles Schritt für Schritt zu machen und im Moment zu leben. So fühlt es sich ganz gut an und mehr als drei Monate im Voraus brauchen wir aktuell nicht zu planen. Wer es wissen möchte, kann gern bei YouTube reinschauen – wir werden es auf jeden Fall dokumentieren.

Vielen Dank für das Interview 🙂 Und euch 4en von Herzen alles Liebe!!

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